4. Wanderfahrt nach Werder

von Annika Thiemer
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20./21.08. Ausgerechnet ICH verfasse einen Fahrtenbericht, genau mein Ding. Ich kann natürlich nicht NEIN sagen. So sind Ort, Strecke und jetzt noch der Fahrtenbericht eine Herausforderung für mich.

Alles begann 2019 nach dem WRT in Brandenburg.

4 Jahre später habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kilometerangaben nur verunsichern, die Autofahrt nicht so lang sein darf, und nach Möglichkeit nur eine Nacht von zu Hause weg...

Also habe ich mich für Werder entschieden. Die Fahrt beginnt am Steg, kein Landdienst und mit viel Gepäck im Boot. Traumwetter, Sonne, Wärme, blauer Himmel einen ganzen Sommer lang - Jeder wartet auf Regen, Natur und Mensch - vergebens. Ausgerechnet an unserem geplanten Wochenende wurde Regen angekündigt. Super.

8 Ruderfreunde und Ruderfreundinnen (Zu 2019 eine Steigerung von 100 %, da waren wir nur 4) trafen sich am Samstag um 7.00 Uhr im Bootshaus in der Hammerstraße um gemeinsam bei nassem, grauen Wetter nach Werder zu rudern. Mannschaft und Boote wurden eingeteilt. Rudersäcke, Taschen und Getränke auf die Boote verteilt. Erstaunlich, was so alles in ein Wanderboot passt. Trocken konnten wir in die Boote einsteigen und zur Vorstadtschleuse rudern. Eine 1/4h Wartezeit und wir durften in die Schleuse einfahren.

Regenjacke an – Nieselregen, Regen und Schauer wurden uns ja angekündigt… Regenjacke aus. Grau, Windstill, keine Welle, gefühlt kein Motorboot, herrlich, so macht rudern Spaß. Mir jedenfalls, denn Rudersport ist Wassersport und Wassersport ist nasser Sport... Regenjacke an, ein ständiger Wechsel zwischen an und aus.

Die erste Schnapszahl Km 55 wurde nicht begrüßt, einfach überfahren… Auch DAS lernen meine Ruderfreunde noch. Die Havel ist wunderschön. Das Ufer immer in Sichtweite, aber steinig. Es gestaltete sich schwierig an Land zu kommen. Endlich, ein Seitenarm der Havel bei Km 47 in Weseram war unsere Rettung. Naja, ein fast Sandstrand, wir konnten anlanden und wieder unsere Regenkleidung testen. Es schüttete aus Eimern. Im Schutz der Bäume haben wir das Picknick aufgebaut und Neuwasser getrunken. Nach 1 1/2h stiegen wir gestärkt in die Boote. Die Regenjacken hatten Zeit zum Trocknen. Unser nächstes Ziel war Ketzin. Die Schnapszahl Km 44 wurde jetzt natürlich nicht überfahren...

Endlich ein Sandstrand für die Mittagspause. Kaum angekommen und ausgepackt, konnten wir unsere Regenkleidung wieder testen. Es schüttete erneut aus Eimern. Egal, die Bäume boten Schutz und das Essen schmeckte. Mit frischen Kräften waren wir für den letzten Abschnitt unserer Wanderfahrt gewappnet. Die Regenjacken hatten wieder Zeit zum Trocknen. Endlich kein Regen. 1 Km hinter der Fähre bogen wir in Richtung Werder ab. Ab hier ist die Havel noch sehr naturbelassen, Schilfkanten, urige bewucherte Uferzonen, Gärten. Vorbei an Phöben sahen wir auch schon die Autobahnbrücke. Jetzt noch die Eisenbahnbrücke passieren, ein Teil der Regattastrecke mitnehmen und nach 39 km waren wir am Ziel unserer Reise.

Bille aus Werder hat uns super empfangen. Küche, Dusche und Zimmer gezeigt, Schlüssel übergeben. Welch ein Luxus, schlafen im Bett. Für uns ein Segen – Luftmatratze und Schlafsack durften zu Haus bleiben. Jeder hat einen Schlafplatz gefunden, Bett bezogen und sich eingerichtet. In diesem Jahr war Birgit unsere Einkaufsfee für Frühstück und Mittagspicknick am Sonntag verantwortlich. Fehlten nur noch die Frühstücksbrötchen. Leider öffnen die Bäckerläden am Sonntag sehr spät. So sind Birgit und ich noch los um Brötchen im Edeka zu kaufen. Und wie sollte es auch anders sein – ein Regenschauer. Das Abendessen haben wir im Restaurant Arielle eingenommen, natürlich überdacht. Selbstbedienung – anstellen für die Essensauswahl, für die Essensausgabe und Getränkebestellung. Klappte alles super. Keiner musste lange auf sein Essen warten. Geschirr, Gläser, Besteck selbst abräumen und wegstellen. Hat mich irgendwie an die Schülerspeisung in meiner Schulzeit erinnert. Für das Restaurant ein tolles Konzept. In Zeiten von Corona und Personalmangel. Den Abend haben wir bei schönem Wetter im Bootshaus mit Sekt und Aperol ausklingen lassen. Und ich war froh, dass ALLE diesen Tag toll fanden.

Um 8.00 Uhr gab es Frühstück, lecker was Birgit aus der Kühltasche zauberte. Jeder schmierte sich noch ein „unterwegs Brötchen“. Es wurde aufgeräumt, Betten abgezogen, gefegt, geputzt, alles eingepackt und für die Rückreise vorbereitet. Bei Sonnenschein, blauem Himmel und leichter Brise wurden die Boote ins Wasser gebracht. Einen Mannschaftswechsel wollte Keiner. Schnell noch ein Gruppenfoto und ab ins Boot, gleiche Strecke zurück. Bei Sonnenschein sieht die Natur viel schöner aus.

Wo kommen die Wellen und die vielen Boote her – in Ketzin war Hafenfest. Unsere Boote schaukelten ordentlich. Schon von Weitem wurden wir beschallt. Die erste Pause sollte wieder der Sandstrand in Ketzin sein. Angler hatten sich dort eingerichtet. War uns egal, man kommt mit den Booten nirgends ans Ufer. Die Fische wurden verscheucht, die Angler später auch. Ohne schlechtes Gewissen ließen wir uns unser Mittag schmecken. 1 1/2h später saßen wir wieder auf den Rollsitzen. Die Musik wurde leiser, die Wellen kleiner, die Motorboote weniger. Die Begrüßung von Km 44 klappte wieder hervorragend. Km 47 war das nächste Ziel, vergebens – schönes Wetter und Freizeitkapitäne...

Am Havelradweg haben wir einen Anlegeplatz gefunden und uns nochmals kulinarisch verwöhnt. Die letzten 13 km lagen vor uns und zogen sich in die Länge. Der eine oder andere kämpfte mit Blasen an den Händen, der Rollsitz drückte so langsam am Popo... An der Sportschleuse war ordentlich Betrieb. Mit System und einfädeln fanden wir alle Platz in der Schleuse. 1 Km später waren wir am Steg. Ausladen, Boote putzen, einräumen und 78 km für das Fahrtenbuch. Ein wunderschönes Wochenende mit vielen neuen Eindrücken war zu Ende. Wir 8 Ruderfreunde hatten viel Spaß und sind im nächsten Jahr wieder dabei. Und vielleicht kommt ja noch der eine oder andere dazu….

Ramona Bernau