Wanderfahrt auf der Oder rund um Frankfurt

von Annika Thiemer
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21.-23.07.  Am Freitag dem 21.07. starteten wir mit zwei Fahrzeugen gen Osten nach Frankfurt/Oder. Unser Cheforganisator Klaus Schönhoff hatte für neun Männer und eine Frau wieder eine interessante Rudertour, diesmal auf der Oder, organisiert.

Bevor wir Frankfurt/Oder erreichten, stand wie immer erst einmal ein Kapitel „Heimatkunde“ auf dem Programm. Erstes Ziel war das alte und neue Schiffshebewerk in Niederfinow. Schon von Weitem konnten wir die respekteinflößenden Bauwerke erkennen. Das alte Hebewerk wurde bereits 1934 nach achtjähriger Bauzeit in Betrieb genommen und ersetzte die 1912 fertiggestellten Schleusentreppen von Niederfinow. Durch den Bau des Hebewerkes im    Oder - Havel - Kanal wurde ein Höhenunterschied von 36 m überwunden. Das Bauwerk war und ist eine technische Höchstleistung und löst bis heute noch Bewunderung aus. Die Post der DDR würdigte das Hebewerk 1988 sogar mit der Ausgabe einer Briefmarke! Da das alte Hebewerk insbesondere die nutzbare Troglänge und -breite nicht mehr den notwendigen Anforderungen der Schifffahrt entsprachen, wurde von 2008-2022 das neue Hebewerk als Kathedrale des modernen Bauens, allerdings auch mit einer Rekordsumme von 520 Mio. Euro errichtet. Beide Hebewerke sind noch in Betrieb und wir konnten sogar die Schleusungen eines Fahrgastschiffes live erleben. Für eine Übergangszeit wird das alte Hebewerk noch in Betrieb bleiben, ehe es dann als technisches Museum seinen Betrieb einstellen wird. Ihr merkt, ich schwärme von diesem Besuch, aber damit soll es auch gut sein.

Nach einem Imbiss ging die Fahrt dann weiter Richtung Frankfurt/Oder. Unsere Einquartierung erfolgte im Hotel „Altberesinchen“ im Stadtgebiet. Am späten Nachmittag waren wir dann mit Axel vom Frankfurter Ruderclub verabredet, der uns im Bootshaus, die für unsere Touren bereitgestellten Boote zeigte, und uns einige Hinweise zum Rudern auf dem Grenzfluss gab. Den Abend verbrachten wir in der polnischen Nachbargemeinde Slubice, wo uns besonders reichhaltige, schmackhafte und preisgünstige Gerichte serviert wurden. Die Rückfahrt über die Grenze war dann noch mit einer „Schreckminute“ verbunden. Helges Auto hatte einen „Platten“. Aber insbesondere durch Olaf’s Kraft und Geschick konnte der Schaden behoben werden. Wir alle atmeten auf, denn es war noch einmal „jut jejange“.

Am frühen Samstag starteten wir dann die Ausfahrt nach Lebus stromabwärts. Bei Niedrigwasser hatten wir leichte Probleme in der Zufahrt zur Oder. Mit leichter Grundberührung schafften wir es aber mit ruhigem Ruderschlag in die Fahrtrinne der Oder. Die ca. 11 km mit der Strömung waren schnell absolviert und die Gaststätte „Zum Oderblick“ in Lebus war erreicht. Gestärkt nahmen wir die anstrengende Rückfahrt gegen den Strom zum Bootshaus des FRC in Angriff. Für uns „Havelländische Ruderer“, die Strömungen nicht gewohnt sind, war es schon eine Herausforderung. Das Abendmenü nahmen wir in der Gaststätte unseres Hotels, mit einer überraschenden Erkenntnis, ein. Es gab keine alkoholischen Getränke! Einige von uns schlürften dann erst einmal einen Yogi Tee herunter, um dann nach dem Essen mit alkoholfreien Getränken nachzuspülen. Glücklicherweise hatten wir vorgesorgt und im Kfz noch einige Flaschen Bier hinterlegt, die wir dann auf einem Zimmer gemeinsam verköstigen konnten.                                                                     

Der Sonntag zeigte sich nach anfänglichen Regenschauern von seiner besten Seite und bei Sonnenschein nahmen wir die 2. Tagestour mit ca. 11 km in Richtung Süden in Angriff. Ziel war diesmal zuerst stromaufwärts rudern, der Brieskower See an der Oder. Die Tour gegen die Strömung war schon anstrengend, aber der ca. 2 km lange Brieskower See, der mit Wasserpflanzen nahezu zugewuchert war, stellte dann noch eine besondere Herausforderung dar. Beim Fischer Schneider in Brieskow erwarteten uns leckere Fischbrötchen und die dazugehörigen kalten Getränke. Die Rückfahrt mit der Strömung war dann entspannter und Frankfurt somit relativ schnell erreicht. Nach der üblichen Bootsreinigung und Verabschiedung machten wir noch einen kleinen Abstecher auf den Polenmarkt. Dann ging es nach ereignisreichen Tagen und insgesamt 44 geruderten Kilometern zurück nach Brandenburg an der Havel.

Nachschlag:

Übrigens, meine nach der Tour durchgeführten Recherchen zum Brieskower See ergaben noch einige ruderhistorischen Erkenntnisse. Auf dem ca. 2 km langen leicht gekrümmten See, wurden ab 1927 Regatten mit bis zu 4.000 Zuschauern durchgeführt. Das Besondere an dieser ehemaligen Regattastrecke war jedoch, dass sie die Ausweichregattastrecke für die 1936 in Berlin-Grünau durchgeführte olympische Regattastrecke war. Zeugen der Zeit sind noch heute der 1925 in Fachwerkbauweise errichtete Zielrichterturm, das Bootshaus (heute vom Fischer genutzt) und auch die damals errichtete Tribüne ist in Rudimenten noch sichtbar. Im Kampf mit dem üppigen Wasserpflanzenbewuchs ahnten wir noch nicht von der rudersportlichen Vergangenheit des Sees. 

Werner Sidow